
Indonesien, eines der bevölkerungsreichsten Länder der Erde (Weltrang 4), exportiert im großen Stil Güter, die als natürliche Ressourcen bezeichnet werden können: Kohle und Öl, Palmöl und Kokosöl, Kautschuk und Kaffee; schließlich Juwelen und Gold. Die Ausbeutung von natürlichen Ressourcen führt an vielen Orten zu Konflikten mit Indigenen, Kleinbauern und Umweltschützern. Viele dieser teils gut erforschten Dispute stehen im Zusammenhang mit Wald, Land und Biomasse-Extraktion: Palmölplantagen, tropische Hölzer etc. sind Gegenstand von Auseinandersetzungen. Aber auch Gold spielt eine Rolle, wie heute die taz (Papierausgabe) berichtet. Einem Umweltaktivisten drohen zehn Jahre Haft. Bei Protesten gegen eine Goldmine bei Tumpang Pitu in Ostjava im April vergangenen Jahres soll er Symbole der verbotenen kommunistischen Partei gezeigt haben.
taz-Autorin Annett Keller beruft sich hierbei auf einen Bericht von Human Rights Watch. Dem Aktivisten Heri Budiawan wird vorgeworfen, acht Banner mit Hammer- und Sichel-Darstellungen öffentlich gezeigt zu haben. Nicht nur leugnen die Minengegner die Vorwürfe, die Banner wurden auch nie gefunden.
Indonesien war in den mittleren 1960ern unter dem Regime Suharto Schauplatz eines monströsen Massenmords an den Anhängern der kommunistischen Partei (Partai Komunis Indonesia, PKI), die zu Hunderttausenden von staatlichen Vertretern umgebracht wurden. Die Täter wurden niemals strafrechtlich verfolgt, die Massaker fanden mit Billigung westlicher Kräfte statt und sind hierzulande nur wenig bekannt. Lediglich dem Dokumentarfilm “The Act of Killing” (2012) und seinem Nachfolger “The Look of Silence” (2014) ist es wohl zu verdanken, dass diese massiven Menschenrechtsverletzungen stärker ins öffentliche Bewusstsein gekommen sind. Die Kommunistische Partei bleibt verboten und Antikommunismus ist im Land immer noch sehr weit verbreitet – von “antikommunistischer Paranoia” schreibt Human Rights Watch, eine Organisation, die nicht gerade in Verdacht steht, eine marxistische Vorfeldorganisation zu sein.
Bereits im Dezember 2015 gab es rund um die Goldmine von Tumpang Pitu Ausschreitungen; es wurde an schwerem Gerät und Gebäuden Feuer gelegt. Polizei-Sonderkommandos (Brimobs) wurden deswegen nach Banyuwangi, Ostjava versetzt. Die Inhaberin der Konzession, die indonesische Firma Merdeka Copper Gold, unterbrach daraufhin den Ausbau der Mine. Laut Human Rights Watch halten die Proteste gegen das Projekt bereits seit Mitte der 2000er an. Die Mine wurde dann 2016 zum “strategisch wichtigen nationalen Projekt” ernannt. Jakarta Post berichtet, dass die Goldmine als konfliktreiches Projekt gilt. Die Konzession befindet sich in einem vormals geschützten Wald; der Hügel, in dem Bergbau betrieben werden soll, wirkt als natürlicher Schutz vor Tsunamis und wichtiges Wegzeichen für Fischer; außerdem steht vor Ort ein Hindu-Tempel.
Das auch als Tujuh Bukit bezeichnete Projekt auf 11,200 Hektar Land ist angeblich eines der wichtigsten unterentwickelten Gold- und Silberminen der Welt. 300,000 Unzen Gold, 1 Millionen Unzen Silber und 100,000 Unzen Kupfer soll die Konzession jährlich erbringen. Weiterhin interessant ist, dass eine australische Bergbaufirma, Intrepid Mines, die Konzession bis 2012 besaß, offenbar ausgebootet wurde und mit einer Entschädigung abgespeist wurde.
Angesichts solch hoher zu erwartenden Gewinne ist klar, dass Bergbaugegner mit heftigen Gegenreaktionen des Staates zu rechnen haben. Die Repressionen folgen einem länger zu beobachtenden Muster. So verzeichnet die Menschenrechtsorganisation “Global Witness” für Indonesien zehn tote Aktivisten in den Jahren 2010-15, drei davon alleine in 2015. Der Antikommunismus ist in diesem Zusammenhang offenbar ein bequemer Vorwand, um Umweltaktivisten mundtot zu machen.